Jahresbericht 2020 und Ausblick 2021

Entwicklungen 2020

10. Ausschreibung: «Digitale Transformation im Kontext des Gebäudeschutzes vor Naturgefahren»

Die 10. Ausschreibung der Präventionsstiftung (PS) wurde im Frühjahr 2020 in den Zeitungen «Neue Zürcher Zeitung» und «Le Temps» sowie in den Verbandsorganen des Schweizerischen Ingenieur- und Architektenvereins (SIA) publiziert. Ergänzend wurden Institutionen und Fachleute direkt angeschrieben. Der Rücklauf auf die anspruchsvolle Ausschreibung war erfreulich. Es gingen 13 Projektvorschläge ein.

Der Stiftungsrat hat aus der vielfältigen Auswahl zwei Konzepte ausgewählt. Das erste der Fachhochschulen Graubünden und Nordwestschweiz trägt den Titel «Methodenentwicklung für die Erarbeitung digitaler Strategien» und befasst sich mit den Aspekten «Mensch – Technik – Organisation» bei der Umsetzung der Digitalisierung im Bereich der Naturgefahrenprävention bei den Kantonalen Gebäudeversicherungen (KGV). Als Endprodukt wird ein Methodenset erstellt, das von den einzelnen KGV nach Projektabschluss individuell eingesetzt werden kann. Das Projekt dauert zwei Jahre. Das zweite Projekt mit dem Titel «Grundlagen zur Entwicklung einer zentralen Datenstrategie für die Prävention» wurde an die Firma Matrisk GmbH vergeben. Es analysiert, welche Massnahmen getroffen werden müssen, um die vorhandenen und künftigen Daten bei den KGV und Dritten möglichst zielführend für die Umsetzung der Naturgefahrenprävention einzusetzen. Das Projekt wird mit einem Schlussbericht abgeschlossen und dauert ein Jahr.

Beide Projekte werden parallel geführt und die gewonnenen Erkenntnisse ausgetauscht. Zudem werden sie von zwei Arbeitsgruppen mit Mitarbeitern der KGV begleitet. Diese sind interdisziplinär zusammengesetzt, um eine möglichst grosse Wirkung bei den KGV zu erzielen.

Im Dezember des Berichtsjahres wurden für die Projekte getrennte Kick-off-Workshops per Videokonferenz durchgeführt. Basierend auf den Erkenntnissen aus den Workshops arbeiten die Projektteams nun an den ersten Phasen der Projekte.

Ergebnisse laufender Projekte

Optimierter Gebäudeschutz mit BIM
Das Projekt «Optimierter Gebäudeschutz mit BIM» steht kurz vor seinem Abschluss. Building Information Modeling (BIM) hat grosses Potenzial zur Förderung des naturgefahrensicheren Planens und Bauens. Es zeigt neue Formen der Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen involvierten Partnern auf. Hierbei wird der ganze Lebenszyklus eines Gebäudes betrachtet. Dadurch, dass die Zusammenarbeit aller Beteiligten enger wird, werden auch deren Kompetenzen vergrössert. Dies wirkt sich künftig insbesondere positiv auf die Naturgefahrenprävention an grösseren Gebäuden aus. Die automatische Integration von Basisinformationen bezüglich Gefährdung und Schutzzielen bei der Planung sowie Modellprüfungen unterstützen das naturgefahrensichere Planen und Bauen zusätzlich. Im Projekt werden zu diesen Punkten Grundlagen erarbeitet. Betrachtet werden die Naturgefahrenprozesse Hagel, Hochwasser, Erdbeben und Steinschlag. In einem nächsten Schritt entwickeln die Marktteilnehmer der Praxis Standardisierungs- und Modellierungsrichtlinien. Eine langfristige Aufgabe besteht darin, die Prozesse zu institutionalisieren.

MurGame
Die erste Version des MurGame wurde erstmals an der Messe Swissbau im Januar 2020 der Öffentlichkeit präsentiert. Messebesucher konnten vor Ort ein virtuelles Dorf bauen, dieses mit Schutzmassnahmen ausstatten und anschliessend die Wirkung eines Murgangs virtuell erleben. Die Messebesucher nahmen das «Serious-Game» durchwegs positiv auf. Es ermöglichte vertiefte Gespräche mit den interessierten Personen zum Thema Naturgefahrenprävention an Gebäuden.

Der Stiftungsrat beschloss, für das MurGame zusätzlich ein Einsatzkonzept erarbeiten zu lassen. Dieses schlägt mehrere Massnahmen vor, wie man das «Serious-Game» zukünftig möglichst zielführend und effizient einsetzen kann. Neben der Präventionsstiftung fördern auch die Mobiliar Versicherungsgesellschaft und das Bundesamt für Umwelt das MurGame. 

Ergänzend zu diesen grösseren Projekten verfolgt der Geschäftsführer einige kleinere Projekte und erstattet dem Stiftungsrat regelmässigen Bericht. 

Ausblick 2021

Lancierung Hagelklima Schweiz

Im Projekt «Hagelklima Schweiz» wird unter der Leitung von Meteo Schweiz eine neue klimatologische Grundlage zur Bewertung des Hagelrisikos erarbeitet, die vom öffentlichen und privaten Sektor gleichermassen eingesetzt werden kann. Für diese Klimadienstleistung fliessen das Wissen und die Bedürfnisse von Partnerorganisationen aus der Versicherungs- und der Bauwirtschaft, des Bevölkerungsschutzes und der Landwirtschaft zusammen. Ein Beispiel eines für die Gebäudeversicherungen interessanten Produktes können neue Hagelkarten mit Korndurchmessern bezüglich der Wiederkehrperiode sein. Für die Rückversicherung werden im Projekt interessante Grundlagen im Zusammenhang mit Risikopotenzialstudien entwickelt. Dadurch werden in der Schweiz erstmals einheitliche Grundlagen zu Hagel vorliegen.
Die Projektergebnisse werden dem interessierten Personenkreis am 7. Mai 2021 mittels Live-Streaming-Anlass vorgestellt.

Neben der Präventionsstiftung (PS) wird das Projekt von vier Bundesämtern, dem Schweizerischen Versicherungsverband SVV, der Schweizer Hagel und dem Schweizerischen Ingenieur- und Architektenverein (SIA) gefördert.

In einem ergänzenden, von der PS geförderten Teilprojekt wertet ein Konsortium unter der Leitung der Firma Meteotest historisch vorliegende Daten zu Hagel aus. Die Datenreihe geht bis in das Jahr 1850 zurück. Die gewonnenen Erkenntnisse aus diesem Teilprojekt werden, insbesondere bei längeren Zeitreihen, die Aussagekraft der Erkenntnisse im Projekt «Hagelklima Schweiz» bestätigen bzw. noch offene Fragen beantworten.

Windschutz – einfach vernetzt

Der Stiftungsrat hat 2018 eine Machbarkeitsstudie «Windschutz – einfach vernetzt» beauftragt. Ziel der Machbarkeitsstudie war es, zu prüfen, ob die Lamellenstoren durch die Verwendung von grossen Mengen an Prognose- und Messdaten und deren Vernetzung bei Sturm besser geschützt werden können. Die Erkenntnisse aus der Machbarkeitsstudie waren positiv. Sie müssen jedoch in der Praxis weiterentwickelt, vertieft und verifiziert werden, um eine abschliessende Aussage machen zu können. In einem geplanten Pilotprojekt in der Region Zürich werden rund 60 Gebäude in einer Testumgebung integriert. Deren Ausrüstung erfolgt mit autonom arbeitenden Windmessern. Die Messresultate werden mit den kleinräumigen Windprognosen abgeglichen und an den Gebäuden werden, wenn notwendig, automatisch die Lamellenstoren hochgezogen.

In einem weiteren Arbeitspaket ist die Entwicklung eines autonomen Windmessers vorgesehen, der unabhängig von der Gebäudesteuerung eingesetzt werden kann. Das Projekt wird dem Stiftungsrat im Frühjahr 2021 zur Stellungnahme vorgelegt.

Jahresbericht 2020 und Ausblick 2021